Tag & Nacht

0431/681825

Was ist das Frauenhaus Kiel ?

Bei uns finden Frauen, die es zu Hause nicht mehr aushalten, weil sie von ihrem*ihrer Partner*in oder ihrer Familie bedroht, gedemütigt, geschlagen und/oder zum Sex gezwungen werden, für sich und ihre Kinder Zuflucht, Schutz und Hilfe. Die Frauen und Kinder können bei uns wohnen, bis sie wissen, wie es weitergehen soll.

Wir beraten und unterstützen die bei uns lebenden Frauen u.a.

  • bei persönlichen Problemen
  • bei Schwierigkeiten mit den Kindern
  • beim Umgang mit Behörden
  • bei der Regelung und Sicherung des Lebensunterhaltes
  • bei Fragen zu Scheidung und Sorge- und Umgangsrecht
  • bei Fragen zum Aufenthaltsrecht
  • bei Fragen zu Bildungsperspektiven (z.B. Deutschkurse für Migrantinnen)

Wir arbeiten mit Dolmetscherinnen und Anwältinnen zusammen.

Leben im Frauenhaus

Im Frauenhaus leben Frauen und Kinder aller Altersstufen, unterschiedlicher Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung. Die Bewohnerinnen organisieren ihren Alltag selbstständig und übernehmen abhängig von ihren Möglichkeiten Verantwortung für die Gemeinschaft und das Zusammenleben im Frauenhaus. Die Frauen versorgen sich und ihre Kinder eigenständig. Für die Dauer des Aufenthalts im Frauenhaus fallen keine Mietkosten an. Die Aufenthaltsdauer variiert je nach individueller Lebenssituation bzw. äußeren Bedingungen. Die Adresse des Frauenhauses ist geheim. Das Haus ist im Untergeschoss barrierefrei.

Mit Unterstützung der Mitarbeiterinnen kann die Bewohnerin das Erlebte und die jetzige Situation reflektieren und notwendige Schritte und neue Perspektiven für ein gewaltfreies Leben entwickeln. Ebenso bieten wir den Kindern und Jugendlichen vielseitige Unterstützung bei der Bearbeitung ihrer Gewalterfahrungen an. Das Zusammenleben basiert auf gegenseitigem Respekt und einer antirassistischen Haltung. Ein wichtiges Ziel für das Leben im Frauenhaus ist Gewaltfreiheit untereinander. Alkohol- und Drogenkonsum sind im Frauenhaus verboten.

 

Wege ins Frauenhaus

Jede betroffene Frau kann sich zu jeder Zeit für einen Weg aus der Gewalt entscheiden. Der Weg in ein Frauenhaus kann manchmal geplant und gut überlegt werden, manchmal erfolgt er kurzfristig oder in Not. Der Kontakt zum Frauenhaus Kiel kann über verschiedene Wege erfolgen. Wenn Sie sich in einer akuten Bedrohungssituation befinden, wenden Sie sich bitte an die Polizei unter Tel. 110, die Sie bei Bedarf ins Frauenhaus vermittelt. Auch über die Beratungsstelle des Frauenhauses Die Lerche kann eine Vermittlung nach vorangegangener Beratung (u.a. zu Ihren rechtlichen Möglichkeiten) erfolgen. Das Frauenhaus ist Tag und Nacht unter der Telefonnummer 0431/ 68 18 25 erreichbar. Jede Anruferin wird beraten und im Folgenden bei vorhandenen Kapazitäten aufgenommen oder falls nötig an eine andere Stelle vermittelt. Der Erstkontakt kann auch durch eine Freundin, Vertrauensperson oder andere Beraterinnen hergestellt werden.

Packliste

Wenn es möglich ist und dadurch kein Sicherheitsrisiko entsteht, sollten folgende Dinge mitgebracht werden:

  • Pass/Ausweis, Kinderausweis
  • Bargeld
  • Kontokarte, Sparbuch
  • Krankenkassenkarten
  • Leistungsbescheide (Bürgergeld, Kindergeld, Unterhaltsvorschuss etc.)
  • allgemeine Versicherungsunterlagen
  • Geburtsurkunden
  • Heiratsurkunden
  • Unterlagen zum Aufenthaltsstatus
  • Wohnungsschlüssel
  • Zeugnisse (Schul- und Arbeitszeugnisse)
  • Schulsachen der Kinder
  • Lieblingsspielzeug der Kinder

Weitere Fragen zur Vorbereitung auf den Frauenhausaufenthalt, zum Alltag und zur Aufnahme können mit den Mitarbeiterinnen nach telefonischer Kontaktaufnahme persönlich besprochen werden. Für jede betroffene Frau gilt: Im Notfall rettet sie sich und ihre Kinder.

Kinder und Jugendliche im Frauenhaus

Im Frauenhaus leben auch Kinder und Jugendliche. Sie sind immer von häuslicher Gewalt mitbetroffen. Entweder sie erleben als Zeug*innen die Gewalt gegen ihre Mutter mit oder sie werden selbst misshandelt. Die Gewalterlebnisse und ihre Folgen sind eine Form der Kindeswohlgefährdung. Viele spüren eine existenzielle Angst und geraten im System der häuslichen Gewalt in ambivalente Situationen. Kinder und Jugendliche wollen beispielsweise die Mutter schützen, fühlen sich schuldig oder identifizieren sich mit dem Täter. Zudem erfahren sie die Eltern-Beziehung als ein Gewalt- und Machtverhältnis. Diese Gewalterfahrung ist ein Schlüsselerlebnis, das sie verarbeiten und an die nächste Generation weitergeben. Ängste und Unsicherheiten sowie Konzentrationsschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten können mögliche Folgen des Erlebten sein.

Im Frauenhaus wird durch kompetente Frauenhausmitarbeiterinnen parteilich auf die oben genannten Situationen eingegangen. Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche hier eine respektvolle Beachtung, ihrem Alter entsprechende Unterstützung, Beratung und individuelle Förderung erfahren. Die Frauenhäuser sind Orte des kindgerechten Austausches über Erlebtes, aber auch von Kindersolidarität und Stärkung von Kinderrechten. Ein großes Anliegen der Frauenhausmitarbeiterinnen sind der gewaltfreie Umgang in der Frauenhausgemeinschaft und eine gewaltfreie Erziehung (spezifische Unterstützungsangebote richten sie an Kinder, aber auch an Mütter).

Geschichte des Kieler Frauenhauses

Das autonome Frauenhaus in Kiel wurde 1978 gegründet, 1983 kam die Beratungsstelle Die Lerche dazu. Neben dem Ziel, von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen eine sichere Zuflucht und umfassende Hilfen zu bieten, und damit einen Ausweg aus der Gewalt zu ermöglichen, ist immer auch die Beendigung der Gewalt gegen Frauen unser Ziel. Im Jahr 2006 haben wir ein neues Haus gebaut, welches im Untergeschoss barrierefrei ist und Platz für 26 Frauen und Kinder bietet.